Von der Recherche zum emotionalen Patienten
Bei einem schmerzerfüllten Patienten, wie im Forschungsprojekt ViTAWiN, sind glaubwürdige Reaktionen und Emotionen für die Notfallsanitäter*innen und Notfallpflegekräfte wichtige Hinweise für die Weiterbehandlung. Der Realismus von 3D-Charakteren stellte damit ein wichtiges Ziel dar, bei dem ich die Entwicklung als Interaction Designerin, in meiner Zeit als HiWi, begleiten durfte.
Recherche
Im Rahmen des Projektes führte ich eine Literaturrecherche zum State Of The Art von Emotionsdarstellungen bei 3D-Charakteren durch. Dazu gehörten die Fragen, was Emotionen sind, wie diese erkannt, gemessen und dargestellt werden können und wie der Uncanny Valley Effekt umgangen wird. Den führenden und für uns interessantesten Ansatz bot Paul Ekman mit seinem Facial Action Coding System (FACS), welches die Darstellung von Emotionen in Action Units unterteilt.
Fokusgruppe
Dabei entstand die Grundlage für eine Fokusgruppe mit Lehrenden der Notfallsanitäter*innen und Notfallpflegekräfte. Wir nutzten die Erkenntnisse der Recherche bezüglich Mimik und Gestik, neutralen Gesichtsausdrücken, Zuwendung und Abwendung, Blickkontakt und Körperausrichtung, verbale Kommunikation und Körperkontakt im Gespräch mit den Zielgruppen. Unsere Ergebnisse setzten wir somit in den Zusammenhang der Behandlung eines Verbrennungspatienten, der im Forschungsprojekt im Vordergrund stand. Wir beantworteten die Frage, wie der Patient auf die Handlungen der Behandelnden reagieren würde.
Onlinestudie
In einer Onlinestudie wandten wir unsere gewonnenen Erkenntnisse auf ein eingekauftes 3D-Modell eines Mannes an, welches auf dem FACS von Ekman beruhte. Somit konnten wir überprüfen, ob unser Wissensstand und unsere Fähigkeiten zum derzeitigen Zeitpunkt ausreichten, um realitätsnahe und glaubwürdige Emotionen darzustellen.
Infolgedessen gestaltete ich im 3D-Programm Maya zehn Schmerzstufen, die auf dem Prinzip der Wong Baker Pain Rating Scale basierten. Diese Skala findet Anwendung im Berufsalltag des Notfallpersonals. Zusätzlich entstanden Darstellungen zu den Emotionen Angst, Scham und Erleichterung, da diese ebenfalls relevant für unser medizinisches Szenario waren. Die 107 Teilnehmenden sollten die Darstellungen unter anderem in Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe einstufen. Die daraus resultierenden Ergebnisse konnten wir als sehr positiv einschätzen.
Emotionskonzept
Mit einem Emotionskonzept, das beschreibt, bei welchem Schritt der Behandlung eines Verbrennungspatienten, welche Emotionen und Reaktionen ausgelöst werden, gaben wir unsere Ergebnisse an den Technikpartner des Projekts weiter. Dort entstand ein neues Patientenmodell, welches die Emotionen abbilden konnte.
Veröffentlichung
Die Ergebnisse wurden in folgender Publikation veröffentlicht:
Carbonell, G., & Schild, J. (2022, March). Conceptual Design of Emotional and Pain Expressions of a Virtual Patient in a Virtual Reality Training for Paramedics. In 2022 IEEE Conference on Virtual Reality and 3D User Interfaces Abstracts and Workshops (VRW) (pp. 222-226). IEEE.